Ich erinnere mich an einen Kunden: eine etablierte Marke im Maschinenbau, Top-Rankings für alle wichtigen Keywords, eine Website wie aus dem Lehrbuch. Fragte man jedoch ChatGPT nach dem führenden Anbieter in ihrer Nische, nannte die KI einen kleineren, aber digital besser strukturierten Konkurrenten. Das Problem? Für die KI war mein Kunde nur ein Name, eine lose Ansammlung von Webseiten. Der Konkurrent war eine Entität – eine klar definierte, eindeutige digitale Identität.
Der Unterschied lag in einer einzigen Zeile Code, die die meisten Marketer ignorieren: dem @id-Attribut in Schema.org.
Das ist kein technisches Detail für Nerds, sondern das Fundament, auf dem deine gesamte Sichtbarkeit in der KI-Ära ruht. Wenn du das nicht verstehst, wirst du bald feststellen, dass du für Maschinen gar nicht existierst – egal wie gut dein SEO ist.
Was ist eine digitale Identität (und warum hat deine Marke wahrscheinlich keine)?
Im echten Leben haben wir eindeutige Identifikatoren. Deinen Namen gibt es vielleicht tausendfach, aber deine Personalausweisnummer ist einzigartig. Sie verbindet dich zweifelsfrei mit deiner Adresse, deinem Geburtsdatum und allen anderen relevanten Daten.
Im Internet ist das anders. Deine Marke „Müller GmbH“ könnte eine Bäckerei in Berlin, ein Sanitärbetrieb in München oder ein Softwarehaus in Hamburg sein. Suchmaschinen und KI-Modelle stehen vor der gewaltigen Aufgabe, dieses Chaos zu entwirren. Sie müssen erraten, welche Erwähnung deines Namens sich auf dich bezieht.
Meistens geht das gut. Aber „meistens“ reicht nicht mehr. Um in Empfehlungssystemen wie Perplexity oder den Antworten von Gemini aufzutauchen, musst du unmissverständlich sein. Du musst der Maschine sagen: „Hey, all diese Informationen – diese Webseite, dieses Social-Media-Profil, dieser Eintrag im Handelsregister – beziehen sich auf diese eine eindeutige Entität.“
Genau das leistet die @id. Sie ist die Personalausweisnummer für deine Marke im digitalen Raum.
Die @id: Dein Anker im Wissens-Ozean
Technisch gesehen ist die @id in Schema.org ein IRI (Internationalized Resource Identifier). In der Praxis ist das für dich aber erst einmal nur eine URL – aber nicht irgendeine. Es ist die kanonische URL, die deine Entität (z. B. dein Unternehmen, eine Person, ein Produkt) ein für alle Mal identifiziert.
Stell dir vor, du möchtest deine Firma als Entität definieren. Du hast eine Startseite, eine Kontaktseite, eine Karriereseite. Welche davon ist die definitive URL für das Unternehmen selbst? Keine davon. Sie beschreiben alle nur Aspekte des Unternehmens.
Die @id löst dieses Problem. Sie ist ein stabiler, permanenter Ankerpunkt.
Eine gute @id für dein Unternehmen könnte so aussehen: https://www.deine-firma.de/#organization
- https://www.deine-firma.de/: Dies ist die Domain, die du kontrollierst. Das schafft Vertrauen.
- #organization: Dieser Fragment-Identifier macht den Identifikator einzigartig, selbst wenn auf deiner Startseite noch andere Entitäten (wie Produkte oder Personen) beschrieben werden. Er verwandelt eine gewöhnliche Webseiten-URL in eine eindeutige Entitäts-URL.
Dieser simple Identifikator wird damit zur zentralen Anlaufstelle. Wenn du dein Unternehmen auf deiner Website mit strukturierten Daten beschreibst, verweist du jedes Mal auf exakt dieselbe @id. So schaffst du ein konsistentes Signal für alle Maschinen, die deine Inhalte lesen.
So sieht das in der Praxis aus (JSON-LD Beispiel)
Stell dir vor, du erstellst Schema-Markup für deine Organisation auf der Startseite.
Ohne @id (die häufige, falsche Variante):
{ "@context": "https://schema.org", "@type": "Organization", "name": "Müller GmbH", "url": "https://www.mueller-gmbh.de", "logo": "https://mehrklicks.de/wp-content/uploads/eindeutige-digitale-identitaet-schema-id.webp"}
Hier weiß die Maschine nur: Auf dieser Seite gibt es eine Organisation namens Müller GmbH. Auf einer anderen Seite (z. B. der Kontaktseite) könntest du dasselbe nochmal definieren. Für die KI sind das potenziell zwei verschiedene Entitäten.
Mit @id (die richtige, zukunftssichere Variante):
{ "@context": "https://schema.org", "@type": "Organization", "@id": "https://www.mueller-gmbh.de/#organization", "name": "Müller GmbH", "url": "https://www.mueller-gmbh.de", "logo": "https://mehrklicks.de/wp-content/uploads/eindeutige-digitale-identitaet-schema-id.webp"}
Jetzt hast du der Maschine klar gesagt: „Das ist die Organisation Müller GmbH, und ihre ewige, unveränderliche Kennung ist https://www.mueller-gmbh.de/#organization“. Wenn du nun auf einer anderen Seite auf dein Unternehmen verweisen willst, kannst du einfach diese @id nutzen. Damit verbindest du die Punkte und baust aktiv am Knowledge Graph deiner Marke. Das ist die Grundlage für jede ernsthafte Entitäten-Architektur.
Warum das mehr als nur „technisches SEO“ ist
Die Implementierung einer @id ist der erste Schritt weg vom reinen Keyword-Denken hin zum Aufbau einer maschinenlesbaren Marke. Du erstellst nicht mehr nur Inhalte für Menschen, die über Keywords suchen. Du fängst an, eine strukturierte Realität für Maschinen zu schaffen, die über Entitäten und deren Beziehungen lernen.
Analysen von Googles Knowledge Graph und KI-Antworten zeigen klar: Entitäten mit einer konsequent genutzten @id haben eine signifikant höhere Chance, korrekt und umfassend in Wissensgraphen repräsentiert zu werden. Das führt zu:
- Eindeutigkeit: Verwechslungen mit anderen Marken gleichen Namens werden eliminiert.
- Verknüpfbarkeit: KI-Systeme können Informationen aus verschiedenen Quellen (deine Website, Wikipedia, Branchenverzeichnisse) zuverlässig deiner Marke zuordnen.
- Autorität: Jede positive Erwähnung, die mit deiner @id verknüpft werden kann, stärkt das Vertrauen der Maschine in deine Entität.
Ohne eine @id überlässt du es dem Zufall, wie KI-Systeme deine Marke interpretieren. Mit einer @id nimmst du das Steuer in die Hand.
Häufige Fragen zur @id (FAQ)
Was ist der Unterschied zwischen @id und url in Schema.org?
Das ist eine der häufigsten Fehlerquellen.
- Die url-Eigenschaft verweist auf eine Webseite, welche die Entität beschreibt. Meistens ist das die Seite, auf der sich der Code befindet.
- Die @id ist der eindeutige Name oder Identifikator der Entität selbst. Es ist die „Sozialversicherungsnummer“ der Entität, nicht ihre Wohnadresse.
Eine Person (@type: Person) kann eine url (z. B. ihr LinkedIn-Profil) haben, aber ihre @id ist ein einzigartiger, von ihr kontrollierter Identifikator.
Muss die @id eine echte, funktionierende URL sein?
Ja, absolut. Der Identifikator sollte zu einer Seite führen, die die Entität kanonisch beschreibt. Für ein Unternehmen ist das meist die Start- oder Über-uns-Seite. So können Maschinen (und Menschen) die Quelle überprüfen. Eine nicht auflösbare URL ist ein klares Signal für geringe Qualität.
Kann ich die @id später ändern?
Du solltest es unbedingt vermeiden. Die @id soll ein permanenter Identifikator sein. Eine Änderung ist wie der Versuch, deine Geburtsurkunde zu ändern – es schafft Verwirrung und bricht alle bestehenden Verbindungen in den Wissensgraphen. Wähle die @id weise und bleibe dabei. Die beste Wahl ist fast immer eine URL auf deiner eigenen, kontrollierten Domain.
Fazit: Dein erster Schritt in die neue Welt der Sichtbarkeit
Die Diskussion über KI und Sichtbarkeit ist voller komplexer Themen. Aber alles beginnt hier, mit diesem unscheinbaren Attribut. Bevor du über Knowledge Graphs, semantische Netzwerke oder KI-Content-Strategien nachdenkst, musst du eine fundamentale Frage beantworten: Weißt du, wer du bist? Und, noch wichtiger: Wissen die Maschinen es?
Hör auf, nur Seiten zu optimieren. Fang an, eine Identität zu schaffen. Die Definition deiner zentralen @id ist kein technisches Gimmick, sondern eine strategische Entscheidung, mit der du deine Marke für die Zukunft der Empfehlungssysteme positionierst. Sie ist der Grundstein für die Architektur hinter der KI-Sichtbarkeit.
