Der Entitäten-Check: Erkennen KIs deine wahre Expertise?

Ich dachte lange, ich hätte alles richtig gemacht. Guter Content, starke Links, Top-Rankings für meine Projekte. Doch dann habe ich meinen eigenen Namen in eine KI wie Perplexity eingegeben und die Antwort war … ernüchternd.

Die KI kannte mich, aber sie verstand nicht, wofür ich wirklich stehe. Sie sah einen Namen, aber keine Autorität, keinen klaren thematischen Kern. Sie listete zwar Fakten auf, erkannte aber keine Expertise.

Das war der Moment, in dem mir klar wurde: Sichtbarkeit ist nicht mehr das, was wir im Google-Index sehen. Es geht darum, was Maschinen über uns wissen. Deine Reputation ist heute ein Datenpunkt. Und wenn du nicht weißt, wie dieser Datenpunkt aussieht, überlässt du deine digitale Identität dem Zufall.

Theorie ist gut, Kontrolle ist besser. In diesem Beitrag zeige ich dir die Tools und Methoden, mit denen du schonungslos ehrlich überprüfen kannst, wie gut Google und andere KIs deine Expertise bereits verstehen – und wo die Lücken in deiner maschinenlesbaren Reputation klaffen.

Warum dein Name mehr als nur ein Keyword ist

Früher haben wir in Keywords gedacht. Wir wollten für „Unternehmensberater Hamburg“ ranken. Heute will die Maschine wissen: Wer ist dieser Unternehmensberater? Mit wem ist er vernetzt? Welche Konzepte und Themen sind untrennbar mit ihm verbunden? Worin ist er eine echte Autorität?

Das ist der Kern der neuen KI-Sichtbarkeit. Google und andere Systeme bauen ein riesiges Netz aus Wissen, den sogenannten Knowledge Graph. In diesem Netz bist du kein Dokument, sondern eine Entität – ein eindeutig identifizierbares Konzept.

Deine Website, deine Social-Media-Profile, Erwähnungen in der Presse und die Inhalte, die du veröffentlichst – all das sind Signale, die das Bild von dir prägen.

Maschinen bewerten diese Signale nach Kriterien, die Googles E-E-A-T-Prinzip (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) sehr nahekommen. Sie suchen nach Beweisen für deine Erfahrung, Expertise, Autorität und Glaubwürdigkeit. Wenn diese Signale schwach oder widersprüchlich sind, bist du für die KI nur Rauschen. Sind sie stark und konsistent, wirst du zur relevanten Antwort.

Es ist an der Zeit, in den Spiegel zu schauen und zu sehen, was die Maschine sieht.

Dein Entitäten-Audit: 4 Methoden zur Selbst-Analyse

Für die folgenden Methoden brauchst du keine teuren Abos, sondern nur deine Bereitschaft, die Wahrheit über deine aktuelle digitale Identität herauszufinden.

Methode 1: Die Google-Suche als Spiegel deiner Entität

Die einfachste Methode ist oft die aufschlussreichste. Öffne ein Inkognito-Fenster und suche nach deinem Namen oder deiner Marke. Analysiere die Ergebnisse nicht wie ein SEO, sondern wie ein Daten-Detektiv:

  • Der Knowledge Panel: Erscheint rechts ein Kasten mit deinem Bild, deiner Berufsbezeichnung und zentralen Informationen? Das ist der Jackpot. Ein Knowledge Panel ist Googles öffentliche Bestätigung, dass es dich als relevante Entität mit einem hohen Maß an Sicherheit identifiziert hat. Fehlt er, ist das dein erstes und wichtigstes To-do.

  • Die „Ähnliche Fragen“-Box: Welche Fragen listet Google auf? „Was macht [Dein Name]?“, „Wo hat [Dein Name] gearbeitet?“ Diese Fragen zeigen, welche Aspekte Google als zentral für das Verständnis deiner Person ansieht. Tauchen hier Themen auf, die für dich irrelevant sind, ist dein thematischer Fokus für die Maschine noch unklar.

  • Die Top-Ergebnisse: Welche Quellen dominieren die erste Seite? Dein LinkedIn-Profil? Deine Website? Ein Interview in einem Fachmagazin? Die Hierarchie dieser Quellen verrät Google, welche davon es als deine primäre, autoritative „Heimatbasis“ betrachtet.

  • Die Bildersuche: Suche nach deinem Namen und schau dir die ersten 20 Bilder an. Sind das professionelle Bilder von dir? Oder zufällige Screenshots aus Videos und unvorteilhafte Social-Media-Fotos? Die Bildersuche ist ein mächtiger Indikator für die visuelle Identität, die Google mit dir verbindet.

Methode 2: Googles Natural Language API – Die Maschine direkt befragen

Für die meisten ist das der große „Aha-Moment“. Googles Cloud Natural Language API ist ein Tool für Entwickler zur Textanalyse, doch es gibt eine öffentliche Demo, mit der du deiner eigenen Website oder deiner Biografie den Puls fühlen kannst.

  1. Gehe zur Google Cloud Natural Language API Demo.
  2. Kopiere einen aussagekräftigen Text über dich, z. B. den „Über mich“-Abschnitt deiner Website oder deine LinkedIn-Info.
  3. Füge den Text ein und klicke auf „Analyze“.

Wechsle nun zum Reiter „Entities“. Das Tool zeigt dir jetzt, welche Entitäten es in deinem Text erkannt hat. Achte auf drei Dinge:

  • Wirst du als „Person“ oder „Organization“ erkannt? Klingt banal, ist aber die Grundvoraussetzung.

  • Welche anderen Entitäten werden mit dir verbunden? Erkennt die API deine Kernthemen, deine Firma oder wichtige Projekte als eigenständige Entitäten?

  • Der „Salience“-Score: Dieser Wert (von 0 bis 1) zeigt, wie zentral eine Entität für das Gesamtverständnis des Textes ist. Dein Name sollte den höchsten oder einen der höchsten Scores haben. Ist er niedrig, bist du in deinem eigenen Text nur eine Randnotiz.

Dieses Tool zeigt dir ungeschminkt, ob deine Kernaussagen auch wirklich maschinenlesbar sind oder ob du nur Marketing-Prosa produzierst.

Methode 3: Schema-Validatoren – Die Sprache der Maschinen sprechen

Strukturierte Daten (via Schema.org) sind wie ein Inhaltsverzeichnis für Suchmaschinen. Du sagst Google damit explizit: „Hey, diese Seite handelt von einer Person, sie heißt so, arbeitet dort und hat Expertise in diesen Bereichen.“ Es ist die direkteste Form der Kommunikation, um zu erklären, was eine Entität genau ist und welche Eigenschaften sie hat.

Mit dem Rich Results Test von Google kannst du überprüfen, ob deine Website solche strukturierten Daten verwendet und ob sie fehlerfrei sind.

  • Gib die URL deiner „Über mich“-Seite oder deiner Startseite ein.

  • Analysiere das Ergebnis: Findet das Tool ein Person-, Organization- oder Article-Schema? Werden die richtigen Informationen (Name, Jobtitel, Arbeitgeber) korrekt ausgelesen?

Kein Schema-Markup zu haben ist, als würde man versuchen, mit einer KI zu sprechen, ohne ihre Sprache zu lernen. Du überlässt die gesamte Interpretation dem Zufall.

Methode 4: Co-Occurrence-Analyse – Sag mir, wer dich erwähnt, und ich sag dir, wer du bist

Eine Entität wird nicht nur durch das definiert, was sie über sich selbst sagt, sondern auch durch den Kontext, in dem sie erscheint. Welche anderen Entitäten (Personen, Marken, Themen) werden oft im selben Atemzug mit dir genannt?

Eine einfache manuelle Prüfung:

  • Suche bei Google nach ‚“[Dein Name]“ + „[Dein Kernthema]“‚ (z. B. ‚“Max Mustermann“ + „KI-Sichtbarkeit“‚). Wie viele relevante Ergebnisse gibt es?

  • Vergleiche das mit einer Suche nach ‚“[Dein Name]“ + „[Ein Randthema]“‚ (z. B. ‚“Max Mustermann“ + „Gartenarbeit“‚).

Wenn die Verbindung zu deinem Kernthema nicht signifikant stärker ist als zu zufälligen Themen, fehlt es deiner Positionierung an maschinenlesbarer Schärfe. Deine gesamte digitale Reputation hängt von diesen kontextuellen Verbindungen ab.

Was die Lücken in deinem Profil bedeuten

Wenn du diese Checks durchführst, wirst du wahrscheinlich Lücken entdecken. Das ist normal. Wichtig ist nur, zu verstehen, was sie bedeuten:

  • Kein Knowledge Panel? Google fehlt eine zentrale, vertrauenswürdige Quelle (wie ein Wikipedia-Eintrag oder eine sehr autoritative Website), um deine Identität zweifelsfrei zu bestätigen.

  • Falsche Themen werden mit dir assoziiert? Deine Inhalte und die externen Signale über dich sind nicht konsistent. Du sendest gemischte Botschaften.

  • Dein Schema-Markup fehlt oder ist fehlerhaft? Du verpasst die größte Chance, der Maschine klar und deutlich zu sagen, wer du bist und was du tust.

  • Geringe Relevanz in der Natural Language API? Deine Kernaussagen sind in Füllwörtern und unklaren Formulierungen vergraben.

Jede dieser Lücken ist eine offene Flanke in einer Welt, in der Algorithmen entscheiden, welche Expertise empfohlen wird.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist eine Entität überhaupt?

Stell dir eine Entität wie einen Eintrag in einem riesigen digitalen Lexikon vor. Eine Entität ist ein eindeutig identifizierbares Konzept – eine Person, ein Ort, ein Unternehmen, ein Produkt. Für eine Maschine bist du die Entität „Max Mustermann“, nicht nur die Zeichenfolge deines Namens. Die Maschine verbindet diese Entität mit Attributen wie „CEO von Firma X“, „Autor von Buch Y“ und „Experte für Thema Z“.

Brauche ich einen Knowledge Panel, um eine starke Entität zu sein?

Nicht zwingend, aber der Knowledge Panel ist das stärkste öffentliche Signal, dass Google deine Entität mit einem sehr hohen Vertrauenslevel erkannt und validiert hat. Eine starke Entität kann zwar auch ohne ihn existieren, aber der Panel ist der deutlichste Beweis für Googles Vertrauen in deine Daten.

Ist das nicht einfach nur SEO unter neuem Namen?

Nein. Klassisches SEO konzentrierte sich darauf, Dokumente für Keywords ranken zu lassen. Beim Aufbau einer Entität geht es darum, deine Autorität und Expertise innerhalb des maschinellen Wissensnetzes zu etablieren. Das beeinflusst nicht nur Rankings, sondern auch Empfehlungen in Systemen, die weit über die Google-Suche hinausgehen – von ChatGPT bis zu Sprachassistenten. Es geht um systemweite Relevanz, nicht um eine Liste von Suchergebnissen.

Wie lange dauert es, eine Entität aufzubauen?

Das ist kein Projekt mit einem Enddatum, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Es geht darum, über Jahre hinweg konsistente, autoritative und vertrauenswürdige Signale über dich und deine Expertise im gesamten digitalen Ökosystem zu schaffen. Schnelle Hacks gibt es hier nicht.

Kann ich das alles selbst machen?

Die Analyse mit den hier gezeigten Tools kannst du definitiv selbst durchführen. Eine schwache Entität gezielt zu einer starken, maschinenlesbaren Autorität aufzubauen, erfordert jedoch oft eine strategische Herangehensweise an Content-Architektur, Datenmanagement und digitale Public Relations.

Dein digitaler Zwilling lügt nicht

Diese Tools lügen nicht. Sie zeigen dir das ungeschminkte Bild deiner maschinenlesbaren Identität. Die Frage ist nicht mehr, ob du eine Entität bist – du bist es bereits, sobald du digital existierst.

Die entscheidende Frage ist also: Übernimmst du die Kontrolle über ihre Definition oder überlässt du sie dem Zufall und den Algorithmen?

Deine Expertise verdient es, verstanden zu werden. Nicht nur von Menschen, sondern auch von den Systemen, die unsere digitale Welt zunehmend kuratieren und empfehlen. Fang heute an, deinen digitalen Zwilling kennenzulernen.