Warum deine digitale Identität kaputt ist (und wie du sie für KI reparierst)
Ich erinnere mich an die Analyse der Online-Präsenz eines bekannten Beraters: ein Dutzend Social-Media-Profile, drei persönliche Websites, mehrere Einträge in Branchenverzeichnissen. Für einen Menschen war sofort klar, dass das alles dieselbe Person ist. Für eine Maschine war es ein Desaster – ein Chaos aus lose verbundenen Datenpunkten ohne klaren Ursprung.
Jeder dieser Punkte war eine separate, schwache Entität, aber keiner besaß für sich allein die Autorität des Gesamtbildes.
In der alten SEO-Welt war das vielleicht egal. Ein paar Backlinks hier, ein paar Keywords da. Doch in der Ära der KI-Systeme ist diese digitale Schizophrenie tödlich. KI-Modelle wie die von Google oder Perplexity suchen nicht nach Keywords, sie suchen nach Gewissheit. Sie wollen wissen, wer du bist. Eindeutig und unmissverständlich.
Und genau hier scheitern die meisten. Sie überlassen ihre digitale Identität dem Zufall und wundern sich, warum sie in KI-gestützten Antworten unsichtbar bleiben. Die Lösung ist ein kleines, aber enorm mächtiges Stück Code: die sameAs-Eigenschaft in JSON-LD.
Das Problem: Digitale Mehrdeutigkeit ist Unsichtbarkeit
Jedes Mal, wenn du ein Profil auf LinkedIn, einen Account auf X (früher Twitter) oder eine Autorenseite auf einem Fachportal erstellst, entsteht ein neuer digitaler Fingerabdruck. Für sich genommen sind diese Fingerabdrücke schwach und isoliert. Eine Suchmaschine muss raten, ob der „Max Mustermann“ auf LinkedIn derselbe ist wie der Autor „M. Mustermann“ auf einem Branchenblog.
Dieses Raten ist das Gegenteil von dem, was Maschinen brauchen. Sie brauchen Fakten. Sie müssen wissen: Diese verschiedenen Online-Präsenzen repräsentieren ein und dieselbe Entität – eine einzigartige Person, ein Unternehmen oder ein Konzept. Ohne diese klare Verbindung bleibt deine Autorität fragmentiert. Die Expertise, die du dir auf verschiedenen Plattformen aufgebaut hast, wird so nie zu einer einzigen, starken Autorität gebündelt. Du bist nur Rauschen im System.
Die Lösung: sameAs als digitaler Ausweis
Die sameAs-Eigenschaft ist ein Befehl an die Maschine. Du sagst damit nicht: „Diese Profile sind ähnlich“ oder „Diese Profile gehören vielleicht zusammen“. Du sagst: „Diese URLs sind exakt dieselbe Sache.“ Das ist eine unmissverständliche Deklaration der Identität.
Stell es dir wie den Personalausweis deiner Marke oder deiner eigenen Person im Web vor. Auf deiner zentralen Website (deinem digitalen Zuhause) hinterlegst du im Quellcode eine Liste von URLs, die ebenfalls dich repräsentieren. Damit schaffst du eine Brücke zwischen deiner Website und maßgeblichen, externen Autoritätsquellen.
Was passiert dann? Die Maschine, zum Beispiel der Knowledge-Graph-Algorithmus von Google, beginnt, die Informationen aus all diesen Quellen zusammenzuführen. Dein LinkedIn-Profil bestätigt deine berufliche Erfahrung. Dein Wikidata-Eintrag liefert strukturierte Fakten über dich. Dein X-Account zeigt deine aktuellen Diskussionen. All diese Signale werden nicht mehr isoliert betrachtet, sondern fließen in eine einzige, umfassende und vertrauenswürdige Entität ein. Das ist die Grundlage, um als Entität in Googles Knowledge Graph überhaupt erst anerkannt zu werden.
So funktioniert es für eine Person (Person Schema)
Nehmen wir an, du bist Autor oder Berater. Auf deiner „Über mich“-Seite implementierst du ein JSON-LD-Skript, das dich als Person auszeichnet. Der entscheidende Teil ist das sameAs-Array:
{ "@context": "https.schema.org", "@type": "Person", "name": "Dr. Eva Schmidt", "url": "https://www.eva-schmidt-consulting.de/ueber-mich", "sameAs": [ "https://www.linkedin.com/in/evaschmidtconsulting", "https://twitter.com/evas_insights", "https://www.wikidata.org/wiki/Q1234567", "https://g.co/kg/m/0123abc" ]}
Mit diesem Code sagst du: Die Person Dr. Eva Schmidt, die auf meiner Website beschrieben wird, ist identisch mit dem LinkedIn-Profil, dem X-Account, dem Wikidata-Eintrag und dem Google Knowledge Panel.
Die Auswahl der Quellen ist entscheidend. Du verbindest dich mit hochautoritativen, öffentlichen und stabilen URLs, die als Wahrheitsanker dienen.
So funktioniert es für ein Unternehmen (Organization Schema)
Dasselbe Prinzip gilt für Marken und Unternehmen. Du definierst deine Firma als Organization und verknüpfst sie mit ihren offiziellen Pendants im Netz.
{ "@context": "https.schema.org", "@type": "Organization", "name": "Innovatech GmbH", "url": "https://www.innovatech-gmbh.de", "logo": "https://mehrklicks.de/wp-content/uploads/sameas-json-ld-digitale-identitaet.webp", "sameAs": [ "https://www.linkedin.com/company/innovatechgmbh", "https://www.crunchbase.com/organization/innovatech-gmbh", "https://www.xing.com/pages/innovatechgmbh", "https://de.wikipedia.org/wiki/Innovatech_GmbH" ]}
Hier verknüpfst du deine Firmenwebsite mit den offiziellen Business-Profilen, einem Wikipedia-Eintrag (falls vorhanden) und relevanten Firmendatenbanken wie Crunchbase. Jede dieser Verknüpfungen stärkt die Gewissheit der Maschine über die Existenz und Relevanz deines Unternehmens.
Der wahre Hebel: Von Mehrdeutigkeit zu maschinenlesbarem Trust
Warum ist dieser technische Aufwand so wichtig? Weil er direkt auf E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) einzahlt – die Währung, in der KI-Systeme Relevanz bewerten.
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Autorität durch Konvergenz: Anstatt zehn schwacher Signale schaffst du ein starkes, konsolidiertes Autoritätsprofil. Die Maschine versteht, dass die Expertise, die du auf LinkedIn zeigst, und die Autorität deines Wikidata-Eintrags zu ein und derselben Entität gehören.
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Vertrauen durch Verifizierung: Indem du auf offizielle Register, Wikipedia oder anerkannte Plattformen verlinkst, lieferst du externe Beweise für deine Existenz und Relevanz. Du lässt Dritte für dich bürgen. Das ist der Kern einer starken Brand-Reputation in der KI-Suche.
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Sichtbarkeit in KI-Antworten: KI-Modelle wie ChatGPT oder Gemini zitieren bevorzugt Quellen, denen sie vertrauen. Eine klar definierte Entität mit belegbarer Expertise hat eine ungleich höhere Chance, als verlässliche Informationsquelle für KI-generierte Antworten herangezogen zu werden.
Du hörst auf, ein vages Konzept zu sein, und wirst zu einer klar definierten, maschinenlesbaren Marke mit messbarer Glaubwürdigkeit.
Die 3 häufigsten Fehler, die deine Autorität sabotieren
Ich sehe immer wieder, wie sameAs falsch eingesetzt wird und mehr schadet als nützt. Vermeide unbedingt diese Fehler:
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Verwechslung von „identisch“ mit „verwandt“: sameAs bedeutet identisch. Du darfst zum Beispiel nicht die Seite des CEO mit der des Unternehmens via sameAs verknüpfen. Der CEO ist nicht das Unternehmen. Dafür gibt es andere Properties wie affiliation oder memberOf.
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Interne Verlinkung: sameAs ist ausschließlich für externe URLs gedacht, die dieselbe Entität repräsentieren. Für die URL der aktuellen Seite nutzt man url oder @id.
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Verlinkung auf irrelevante oder minderwertige Quellen: Jeder Link ist ein Signal. Ein Link zu einem verlassenen Social-Media-Profil oder einem obskuren Verzeichnis schadet deiner Glaubwürdigkeit. Konzentriere dich auf die vier bis sechs stärksten, relevantesten und vertrauenswürdigsten Profile. Qualität schlägt hier immer Quantität.
FAQ: Deine Fragen zur sameAs-Property
Was genau ist eine Entität?
Im Kontext der Websuche ist eine Entität ein eindeutig identifizierbares Ding, Konzept oder eine Person. Das kann ein Unternehmen, ein Produkt, ein Ort oder eben ein Mensch sein. Suchmaschinen versuchen, das Web nicht mehr als eine Sammlung von Dokumenten, sondern als eine Datenbank von Entitäten und deren Beziehungen zu verstehen.
Muss ich JSON-LD verwenden?
JSON-LD ist das von Google empfohlene Format für strukturierte Daten, weil es am einfachsten zu implementieren und zu pflegen ist. Alternativen wie Microdata oder RDFa funktionieren auch, sind aber oft umständlicher in den HTML-Code zu integrieren.
Wo füge ich diesen Code ein?
Das JSON-LD-Skript wird üblicherweise im head-Bereich deiner HTML-Seite platziert. Viele moderne CMS (wie WordPress mit Plugins wie Rank Math oder Yoast) bieten Felder, in die du deine sameAs-Profil-URLs direkt eintragen kannst, ohne Code anfassen zu müssen.
Wie viele sameAs-Links sind ideal?
Es gibt keine magische Zahl. Konzentriere dich auf die wichtigsten und autoritativsten Profile. Normalerweise sind das zwischen drei und sieben Links. Ein Link zu Wikidata, einer zu Wikipedia (falls vorhanden) und die wichtigsten Social-Media-Kanäle (LinkedIn, X etc.) sind ein exzellenter Start.
Was ist der Unterschied zwischen url und sameAs?
Die url-Eigenschaft gibt die kanonische URL der Entität auf deiner eigenen Website an. sameAs hingegen verweist auf externe URLs, die exakt dieselbe Entität auf anderen Websites repräsentieren.
Fazit: Hör auf, der Maschine Rätsel aufzugeben
Die Zeiten, in denen man seine digitale Präsenz dem Zufall überlassen konnte, sind vorbei. In einer Welt, in der KI-Systeme die neuen Gatekeeper für Informationen sind, ist Eindeutigkeit keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit.
Die sameAs-Eigenschaft ist dein Werkzeug, um diese Eindeutigkeit herzustellen. Es ist der technische Händedruck, mit dem du der Maschine sagst: „Hier bin ich. Das sind meine Belege. Ich bin eine vertrauenswürdige Entität.“
Hör auf, der Maschine Rätsel aufzugeben. Gib ihr eine klare Antwort auf die Frage: „Wer bist du?“. Denn in der KI-Ära ist eine klare Antwort die Grundlage für jede Form von Sichtbarkeit.
