Wikidata: Warum deine Marketing-Aussagen ohne diesen einen Link wertlos sind

Ich erinnere mich an ein Projekt, bei dem wir alles richtig gemacht hatten. Die Website war perfekt optimiert, der Content erstklassig und die Marke klar positioniert. Bei Google rankten wir solide. Doch als wir analysierten, wie KI-Systeme wie ChatGPT oder Perplexity uns wahrnahmen, war das Ergebnis ernüchternd: Wir waren praktisch unsichtbar.

Unsere Expertise, unsere Geschichte, unsere Produkte – für die Maschinen war all das nur Marketing-Geschwätz auf unserer eigenen Domain.

Der Grund war simpel und brutal: Unsere Aussagen waren nicht verifiziert. Für eine KI ist eine Behauptung, die nur von dir selbst kommt, so glaubwürdig wie ein Verkäufer, der sein eigenes Produkt lobt. Es ist nur Rauschen. Echte Autorität entsteht erst, wenn eine externe, neutrale und vertrauenswürdige Quelle deine Aussagen bestätigt. Genau hier kommt Wikidata ins Spiel – der Wahrheitsanker im digitalen Ozean.

Das Problem: Dein Marketing ist nur eine Behauptung

Stell dir vor, du erzählst einer Maschine, dein Unternehmen sei ‚Marktführer für innovative Softwarelösungen seit 2010‘. Woher soll die KI wissen, dass das stimmt? Deine Website ist eine voreingenommene Quelle. Du wirst kaum schreiben: ‚Wir sind ganz okay, aber die Konkurrenz ist besser.‘

KI-Systeme wie Googles Knowledge Graph oder die Modelle hinter ChatGPT funktionieren anders als klassische Suchmaschinen. Sie suchen nicht nach Keywords, sondern nach Fakten. Um diese zu validieren, gleichen sie Informationen aus verschiedenen Quellen ab. Sie fragen quasi: ‚Wer bestätigt diese Aussage noch?‘

Wenn die einzige Quelle deine eigene Website ist, hat die KI ein Problem:

  • Mangelnde Glaubwürdigkeit: Deine Claims sind nicht durch eine neutrale Instanz bestätigt.

  • Fehlender Kontext: Die KI kann deine Marke nicht in ein größeres Wissensnetz einordnen. Wer sind die Gründer? Wo ist der Hauptsitz? In welcher Branche bist du tätig?

  • Geringe Relevanz: Ohne verifizierte Fakten wirst du als weniger relevante Entität eingestuft und seltener in den Antworten von KI-Assistenten zitiert oder empfohlen.

Dein gesamtes Marketing bleibt eine Behauptung, solange es nicht von außen bestätigt wird. Du bist nur eine Stimme im Chor, aber keine anerkannte Autorität.

Die Lösung: Wikidata als maschineller Notar

Wikidata ist eine freie, kollaborative Wissensdatenbank, die von der Wikimedia Foundation (den Machern von Wikipedia) betrieben wird. Man kann es sich als das Gehirn hinter Wikipedia vorstellen. Während Wikipedia für Menschen geschriebene Artikel enthält, speichert Wikidata strukturierte Daten für Maschinen.

Jeder Eintrag in Wikidata – etwa für ein Unternehmen, eine Person oder ein Produkt – ist keine Marketing-Seite, sondern eine Sammlung von überprüfbaren Fakten.

Fakt: Gründungsdatum
Beleg: Link zum Handelsregisterauszug

Fakt: Offizielle Website
Beleg: Die Website selbst

Fakt: Gründer
Beleg: Link zu einem verlässlichen Presseartikel

Indem du deine Marke in Wikidata verankerst, schlägst du eine Brücke von deinen Marketing-Aussagen zu einer Quelle, die Maschinen als vertrauenswürdig einstufen. Du wandelst deine Behauptungen in maschinell verifizierte Fakten um. Das ist der Unterschied, ob du selbst sagst ‚Ich bin ein Experte‘ oder ob eine anerkannte Institution dir einen Professorentitel verleiht.

Diese Verbindung signalisiert dem globalen Knowledge Graph: ‚Die Informationen, die diese Marke auf ihrer Website über sich selbst verbreitet, sind durch eine neutrale, globale Datenbank bestätigt.‘ Das ist der entscheidende Schritt für nachhaltige KI-Sichtbarkeit.

Schritt für Schritt zum Wahrheitsanker: Dein Wikidata-Eintrag

Einen Wikidata-Eintrag für deine Marke zu erstellen, ist kein Marketing-Gag, sondern technische Grundlagenarbeit. Es erfordert Sorgfalt, aber der strategische Wert ist immens.

Schritt 1: Prüfen, ob bereits ein Eintrag existiert

Bevor du loslegst, suche auf Wikidata nach deinem Unternehmen, deinen Gründern oder deinen Produkten. Oft erstellen Community-Mitglieder bereits Einträge für bekanntere Marken. Falls ja: Perfekt! Dann geht es darum, den bestehenden Eintrag zu prüfen, zu ergänzen und mit Quellen zu belegen.

Schritt 2: Die Relevanzkriterien verstehen

Nicht jedes Einzelunternehmen oder jeder kleine Blog ist für Wikidata relevant. Wikidata hat, ähnlich wie Wikipedia, Relevanzkriterien (Notability Guidelines). Eine Marke sollte eine gewisse öffentliche Wahrnehmung haben, zum Beispiel durch Presseartikel, Auszeichnungen oder eine signifikante Marktposition. Sei hier ehrlich zu dir selbst. Der Versuch, eine irrelevante Entität einzutragen, wird scheitern und schadet eher.

Schritt 3: Wikidata-Konto erstellen

Falls noch nicht geschehen, erstelle ein Benutzerkonto auf Wikidata. Das ist die Voraussetzung, um neue Einträge (‚Items‘) anzulegen oder bestehende zu bearbeiten.

Schritt 4: Die Fakten sammeln und belegen

Das ist der wichtigste Schritt. Trage alle zentralen Fakten über deine Marke zusammen und finde für jeden einzelnen Fakt einen unabhängigen Beleg.

Wichtige Fakten (‚Statements‘) für ein Unternehmen sind:

  • Instanz von (P31): Unternehmen (Q4830453)
  • Land (P17): z. B. Deutschland (Q183)
  • Gründungsdatum (P571): z. B. 15. März 2010
  • Offizielle Website (P856): Deine URL
  • Hauptsitz (P159): Stadt oder genaue Adresse
  • Branche (P452): z. B. Softwareindustrie (Q80993)
  • Gründer (P112): Link zum Wikidata-Eintrag der Person
  • Logo (P154): Bilddatei des Logos

Für jeden dieser Punkte brauchst du eine Quelle. Das kann dein Impressum, der Handelsregisterauszug, ein Zeitungsartikel oder eine andere verlässliche Quelle sein.

Schritt 5: Den Eintrag anlegen und mit der Welt verbinden

Mit den gesammelten Fakten und Belegen kannst du nun den Eintrag erstellen. Gehe auf ‚Neues Objekt anlegen‘ und fülle die Felder sorgfältig aus. Jede Aussage besteht aus einer Eigenschaft (z. B. ‚Gründungsdatum‘) und einem Wert (z. B. ’15. März 2010′). Füge zu jeder Aussage deine Quelle hinzu.

Sobald der Eintrag gespeichert ist, erhält er eine eindeutige ID, die immer mit ‚Q‘ beginnt (z. B. Q123456). Diese Q-ID ist der heilige Gral. Sie ist die eindeutige Kennung deiner Marke im maschinenlesbaren Web.

Den Kreis schließen: Wikidata mit deiner Website verknüpfen

Der Wikidata-Eintrag allein ist schon wertvoll. Seine volle Kraft entfaltet er aber erst, wenn du ihn explizit mit deiner Website verbindest. Das geschieht über Schema Markup, einen Code, den du im Header deiner Website platzierst.

Im Organization Schema Markup deiner Website fügst du die Eigenschaft ’sameAs‘ hinzu und trägst dort die URL deines Wikidata-Eintrags ein.

Beispiel für den Code:

{  "@context": "https://schema.org",  "@type": "Organization",  "name": "Dein Firmenname",  "url": "https://www.deine-website.de",  "logo": "https://mehrklicks.de/wp-content/uploads/wikidata-wahrheitsanker-marken-verifizierung.webp",  "sameAs": [    "https://www.wikidata.org/wiki/Q123456"  ]}

Dieser kleine Code-Schnipsel ist ein extrem starkes Signal an Google und andere KI-Systeme. Du sagst damit: ‚Hey Maschine, die Organisation, die auf dieser Website beschrieben wird, ist exakt dieselbe Entität, die unter der ID Q123456 in Wikidata mit verifizierten Fakten beschrieben ist.‘

Damit hast du den Kreis geschlossen. Deine Behauptungen sind nun an einen Wahrheitsanker gekoppelt.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist Wikidata und warum ist es so wichtig?

Wikidata ist eine zentrale, maschinenlesbare Wissensdatenbank. Sie ist für KI-Systeme wie Google oder ChatGPT eine der wichtigsten Quellen, um Fakten über die Welt zu lernen und zu verifizieren. Ein Eintrag dort macht deine Marke zu einem anerkannten Teil dieses Wissensnetzes.

Ist ein Wikidata-Eintrag dasselbe wie ein Wikipedia-Artikel?

Nein, und das ist ein entscheidender Unterschied. Wikipedia-Artikel sind lange Texte für Menschen. Die Relevanzhürden sind extrem hoch. Wikidata speichert kurze, strukturierte Datenpunkte (Fakten) für Maschinen. Die Relevanzhürden sind niedriger, aber es müssen dennoch Belege für die öffentliche Wahrnehmung existieren. Viele Unternehmen, die für Wikipedia nicht relevant genug sind, können aber einen wertvollen Wikidata-Eintrag haben.

Welche Informationen gehören in einen Wikidata-Eintrag für eine Marke?

Konzentriere dich auf objektive, belegbare Fakten: offizieller Name, Gründungsdatum, Rechtsform, Hauptsitz, Branche, Gründer, offizielle Website und Links zu sozialen Profilen. Vermeide jegliche Marketing-Sprache oder subjektive Bewertungen wie ‚führend‘ oder ‚innovativ‘.

Was kostet ein Wikidata-Eintrag?

Nichts. Wikidata ist ein Freiwilligenprojekt. Die einzige Investition ist deine Zeit und Sorgfalt, die Fakten sauber zu recherchieren und mit Quellen zu belegen.

Was passiert, wenn mein Eintrag abgelehnt oder gelöscht wird?

Das passiert meistens, wenn die Relevanzkriterien nicht erfüllt sind oder die eingetragenen Fakten nicht mit unabhängigen Quellen belegt werden können. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Marke (noch) nicht die nötige externe Wahrnehmung hat, um als eigenständige Entität im globalen Knowledge Graph anerkannt zu werden.

Fazit: Von der Behauptung zur belegbaren Wahrheit

Ein Wikidata-Eintrag ist kein SEO-Trick. Er ist ein fundamentaler Baustein deiner digitalen Identität im Zeitalter der KI. Du hörst auf, nur über dich selbst zu sprechen, und lässt eine der vertrauenswürdigsten Datenquellen der Welt die Fakten über dich bestätigen.

Es ist der Wandel von einer reinen Marketing-Präsenz zu einer verifizierten Entität. Für Maschinen ist das nicht nur ein Detail – es ist alles. Denn im Informationszeitalter gewinnt nicht, wer am lautesten schreit, sondern wessen Aussagen überprüfbar wahr sind.